Historisches

Die Geschichte der Schützenbruderschaft

Die "Schützenbruderschaft St. Vitus" ist der älteste der zurzeit bestehenden Vereine im Kirchspiel Bödefeld. Im Jahre 1850 wurde für das Bödefelder Schützenwesen der Grundstein gelegt. Der "Schützenverein Bödefeld" wurde ins Leben gerufen. Aber schon 1865 wird in einem Nachtrag zu den ursprünglichen Statuten der Schützenverein als Schützengesellschaft erwähnt, doch erst ab 1873 findet der Name "Bödefelderf Schützengesellschaft" regelmäßig Anwendung und bleibt bis 1947 offiziell bestehen.

Infolge des verlorenen Zweiten Weltkrieges und unter Druck der britischen Militärregierung kam im Jahre 1947 die große Umorganisation der bisherigen Schützenvereine und Schützengesellschaften. Aus der Bödefelder Schützengesellschaft wurde die Schützenbruderschaft St. Vitus.

 

Der Schutzpatron

Heiliger St. Vitus

St. Vitus als Schutz- und Namenspatron der Schützenbruderschaft ist neben den beiden Kirchenpatronen St. Cosmas und Damian Mitpatron der Pfarrgemeinde Bödefeld.

Bereits um das Jahr 1700 wurde der Tag des Heiligen Vitus der 15. Juni im Kirchspiel Bödefeld festlich begangen und diesem Heiligen allzeit bis in die letzten Jahre hinein große Verehrung entgegen gebracht. So hieß in früherer Zeit der freie Platz vor dem alten Rathaus in Bödefeld „Vitusplatz“. 

Vitus war der Sohn reicher Eltern in Sizilien, die streng am Heidentum festhielten. Ohne deren Wissen war er Christ geworden und bekannte sich schon als Knabe trotz der damaligen Christenverfolgung offen zu dieser Lehre. Der Vater wandte alle Mittel an um Vitus zur Abkehr zu bewegen, aber Vitus blieb seinem Glauben treu. Um ihn vor weiteren Züchtigungen und Misshandlungen seitens seines barbarischen Vaters zu schützen, flüchteten seine christlichen Erzieher mit ihm nach Neapel. Doch hier fiel er bald den Häschern des Kaisers Diokletian in die Hände. Der Kaiser selbst versuchte mit Versprechungen und Drohungen Vitus seinem Glauben abtrünnig zu machen. Als der Kaiser merkte, dass alles vergebens war, ließ er ihn in den Kerker werfen. Nach harter Kerkerhaft zum Tode verurteilt wurde er wilden Löwen vorgeworfen. Doch diese legten sich ihm zu Füßen und rührten ihn nicht an. Durch weitere schreckliche Folterungen, die Vitus starkmütig überstand wurde schließlich seine Lebenskraft gebrochen. Er starb im Jahre 303. 

Es entspricht dem glaubenstreuen Geist unserer Vorfahren, dass sie den heiligen Vitus besonders als Vorbild der Jugend festlich verehrten. Wie sein Bild in unserer Pfarrkirche und Kreuzbergkapelle steht, so schmückt das Bild auch eine Fahne, das Siegel, den Bühnenüberbau der Halle und die Ärmelwappen der Schützenuniformen.

 

Die Aufgabe der Bruderschaften

Im Kirchspiel Bödefeld gab es vor 1850 außer den kirchlichen, rein religiösen Bruderschaften, die zum Teil bis ins Mittelalter zurückreichen, keinen Verein. Wohl gab es in Bödefeld seit 1503 die Bruderschaft von St. Cosmas und Damian, die auch außerkirchliche Zusammenkünfte kannte und eigenes Vermögen hatte. Während der Zeit des 30-jährigen Krieges hat sich diese Bruderschaft jedoch wieder aufgelöst. Somit hatten Jahrhunderte hindurch die naturhaften Bindungen der Menschen in Familie, Gemeinde und Pfarrgemeinschaft vollauf genügt.

Seit der Wende des 19. Jahrhunderts hatten sich die alten Bindungen gelockert. Die Menschen suchten neue Gemeinschaftsformen, um durch diese zu erreichen, was dem einzelnen nicht möglich war.

 

Der Zusammenhalt

Im Kirchspiel Bödefeld mochte die Sehnsucht nach dem Zusammengehen besonders stark sein. Die ehemals nur einen losen Zusammenhang kennenden Dörfer der Landgemeinde waren 1844 zu einer eigenen Gemeinde vereinigt worden. Viele Interessen verbanden sie mit der Freiheit-Bödefeld, die ebenfalls nach Verlust der Freiheitsrechte zu einer Gemeinde umgeformt war. Man wollte sich menschlich näher kommen. 

Foto:

In Freiheit Bödefeld und in einem gewissen Maße auch in der Landgemeinde war der Gegensatz zwischen Bürgern bzw. Einsassen auf der einen Seite und den Beiliegern auf der anderen Seite größer geworden. Es musste eine Plattform geschaffen werden, auf der alle als gleichwertige Einwohner anerkannt wurden. Ein Schützenverein erschien als sehr passend, in dem Bürger und Beilieger - die „Friggeder“ und „Dörfler“ - einträchtig marschierten und jeder „König“ werden konnte. 

Ein weiterer Beweggrund war die Leitung der groß gewordenen Vergnügungssucht auf disziplinierte Bahn zu bringen. Die Zahl der Winkelfeste und der wilden Tanzvergnügungen war gewachsen. Wenn dafür ein einziges großes Fest eingeführt würde, so erschien das als ein großes Ziel. Es wird erzählt, dass der Pastor Deimel (seit 1841 in Bödefeld) dieses Ziel betont hätte. Sein Vorgänger Pastor Köchling hatte es mit Strenge versucht, jedoch ohne Erfolg.

Foto: Festmarsch 1932 

Aus den alten Rechnungen der Freiheit ergibt sich, dass man im 18. Jahrhundert in Bödefeld jährlich eine Kirmes feierte. Die Gemeinderechnungen weisen jährlich unter Ausgaben zwei Groschen aus, welche der Gemeindediener für das „Ausstecken der Kirmesfahne“ bekommen hatte. Noch 1805 gab es diese Ausgabe. Dann liest man nichts mehr davon, über die Kirmes selbst sind leider keine Nachrichten erhalten.

Das unruhige Jahr 1848 bot noch einen Beweggrund für die Gründung eines Schützenvereins. Damals musste man mit Unruhen auch in ländlichen Gegenden rechnen. Darum gründeten 100 Männer in Bödefeld unter Oberleitung des Amtmanns am 28. März 1848 eine Bürgergarde, die für Ruhe und Ordnung sorgen sollte. Die eine Hälfte hatte Gewehre für die andere Hälfte machte Schmied Heine „Spieße“. Es wurde fleißig auf dem „Scheidt“ geübt. Als im Lande wieder Ruhe eingekehrt war, verlor die Bürgergarde ihre Bedeutung. Mit den Spießen sollen nachher die Burschen in den Bächen gefischt haben – aber der Gedanke, dass die Heimat doch irgendeines Schutzes bedürfen könnte blieb.

 

Die Gründung

So kam es, dass man im Mai 1850 in Bödefeld den „Schützenverein“ gründete. Als Geburtstag hat der 18. Mai 1850 zu gelten, denn an diesem Tage wurden die Statuten des Verein unterschrieben. Nach dem Mitgliederverzeichnis im alten Statutenbuch traten dem neu gegründeten Schützenverein sofort 119 Mitglieder bei. Von diesen 119 Mitgliedern kamen nur acht Mitglieder aus den Dörfern des Kirchspiels. Man wartete dort erst die Entwicklung ab. Aus den Orten der näheren und weiteren Umgebung waren neun Mitglieder, darunter der Amtmann Mitsdörffer aus Fredeburg.

Das erste Schützenfest

Wie und wo wurde gefeiert?

Einladung Schützenfest 1850

Von den älteren Leuten in Bödefeld und Kirchspiel, die es wiederum von ihren Groß- und Urgroßeltern erfuhren, wusste man dass in den ersten Jahren der Gründung des Vereins das Schützenfest auf Köhlers Hof (heute Haus und Grundstück Albers-Niggen) gefeiert wurde. Später fanden die Feste auf dem Stadtfeld, dem Hof bei Mühlen und dem Gänseplatz (heute Schulhof) statt.

Um einen starken Pfahl herum wurden Bänke für die Musik aufgestellt in einem Kreis von grünen Büschen. Die Frauen und Mädchen hatten ihren „Tipp“ (dreieckig gelegtes Tuch) umgelegt und trugen Kattunkleider. Die Männer trugen ihren Sonntagsanzug. Sie alle saßen auf Brettern, die man auf Böcke gelegt hatte. Außer Bier durften keine anderen Getränke ausgeschenkt werden. Dazu aß man die mitgebrachten „Bütterkes“. Erst seit 1878 wurde neben Kaffee auch Wein gestattet.